Auszug aus der Pressemitteilung "Ehrenpreise" vom 16.1.2025
Osman Okkan, geboren 1947 in Ankara, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Istanbul und kam mit 17 Jahren nach Deutschland. An der Universität Münster studierte er Volkswirtschaft, Soziologie und Politikwissenschaften mit Magisterabschluss. In den 1960er Jahren gründete er in Münster einen der ersten türkischen Studenten- und Arbeitervereine in Deutschland, der aus Migranten der ersten Generation bestand und engagierte sich in deutschen Gewerkschaften. 1974 übernahm er als Generalsekretär die Leitung des oppositionellen türkischen »Komitees für Friedens- und Freiheit in Europa« und fungierte von 1978 bis 1980 in gleicher Funktion auch bei der Föderation der türkischen Arbeitervereine in Deutschland, FIDEF.
Nach dem Militärputsch am 12. September 1980 in der Türkei war er verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift »Türkei-Informationen«, eines der wichtigsten Medienorgane der demokratischen Opposition aus der Türkei in Europa. Anschließend arbeitete er lange Jahre als TV- und Radiojournalist beim WDR, war Redakteur und Moderator bei den türkischsprachigen Sendungen des WDR, »Köln Radyosu« und drehte zahlreiche national und international preisgekrönte Dokumentarfilme. Für das von Klaus Bednarz geleitete TV-Politmagazin »Monitor« erstellte er zusammen mit Örsan Öymen einen Beitrag über das Attentat auf Papst Johannes Paul II, der international für großes Aufsehen sorgte. Die Monitor-Redaktion erhielt 1985 den Grimme Preis.
Okkans Dokumentarfilm »Yaşar Kemal – Zwischen Poesie und Politik« gewann 1997 beim LiteraVision-Wettbewerb den Ehrenpreis der Jury, »Vertrieben für Frieden«, 2004 den Öngören-Preis für Demokratie und Menschenrechte beim Filmfestival Türkei Deutschland in Nürnberg und »Mordakte Hrant Dink« 2010 den Goldenen Globus beim World Media Festival, sowie den Preis für besten Internationalen Dokumentarfilm beim Festival »Cinema for Peace«.
Als Kulturschaffender und Menschenrechtsaktivist war er ab den 1990er Jahren Wegbereiter bei der Gründung von zivilgesellschaftlichen Initiativen, darunter das Kulturforum Türkei Deutschland, die Griechisch-Türkische Friedensinitiative und das Hrant-Dink-Forum in Köln. Als Kulturschaffender initiierte er zudem zahlreiche internationale Begegnungen mit namhaften Künstlerinnen und Künstlern wie Salman Rushdie, Yaşar Kemal, Mikis Theodorikis, Zülfü Livaneli, Maria Farantouri, Günter Grass, Aziz Nesin, Günter Wallraff, Navid Kermani und Orhan Pamuk. Osman Okkan arbeitet derzeit an seinem neuen Dokumentarfilm über die Vertreter der ersten Migrantengeneration aus der Türkei, etwa Yılmaz Karahasan, einen der türkischen Pioniere in der deutschen Gewerkschaftsbewegung.