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Pressemitteilung vom 24.04.2024

Medienmitteilung

Das 27. Filmfestival Türkei Deutschland endet mit 9 Preisen

Am Abend der Preisverleihung vom 18.3.2023 wurden die Preise des 27. Filmfestivals Türkei Deutschland von den Jurymitgliedern bekanntgegeben. Im Wettbewerbsbereich haben drei verschiedene Jurys und das Publikum sich in den einzelnen Kategorien entschieden. Insgesamt wurden 9 Preise mit Preisgeldern in Höhe von 12 000 EUR verteilt. 

Mit dem Film “The Ordinaries“ (2022, DE) hat Sophie Linnenbaum den Hauptpreis “Bester Spielfilm” des 27. Filmfestivals Türkei Deutschland gewonnen. Der Film Çilingir Sofrası (Am Rakı-Meze-Tisch) vom Regisseur Ali Kemal Güven erhielt den Großen Preis der Jury.

Berkay Ateş erhielt für seine Rolle in dem Film “Karanlık Gece (Dunkle Nacht)” den Preis als “Bester Schauspieler” und Hanna van Vliet erhielt für ihre Performance in dem Film “Der verlorene Zug” den Preis für die “Beste Schauspielerin”. 

Publikumspreis: Das Publikum hat sich mit großer Mehrheit für den Film “Karanlık Gece” von Özcan Alper entschieden.

Der Öngören Preis ging dieses Jahr an „Der lange Weg von Sinti und Roma“. Adrian Oeser erhielt für seinen Film den Preis für Demokratie und Menschenrechte des Festivals. 

Die Preise des Kurzfilmwettbewerbs wurden wie folgt vergeben:
Bester Kurzfilm:            
Alles auf Germania 

Regie: Behray Raphael Ghobadloo, DE, 2022
    
Zweitbester Kurzfilm:
Triumph des Schauspielers 

Regie: Daniel Holzberg, DE, 2022

Drittbester Kurzfilm:
Killing Bagheera

Regie: Muschirf Shekh Zeyn, DE, 2022

Die 27. Auflage des Filmfestivals Türkei Deutschland erfreute sich über die deutlich gesteigerte Publikumsresonanz mit vielen ausverkauften Veranstaltungen und Filmvorführungen. Mehr als 6 000 Zuschauerinnen und Zuschauern besuchten die 58 Veranstaltungen des Festivals, das in den letzten Jahren bedingt durch die Pandemie einen Publikumseinbruch erlitt. Über 50 Künstlerinnen und Künstler aus beiden Ländern Deutschland und Türkei waren zu Gast und nahmen an den vielen intensiv geführten Film- und Festivalgesprächen teil. Bereits zur Eröffnung waren die beiden Regisseure Şerif Gören und Michael Verhoeven mit dem Ehrenpreis des Festivals ausgezeichnet.

Spielfilmwettbewerb

Jury des Spielfilmwettbewerbes

Die Jurymitglieder

  • Dominik Graf Regisseur, Jurypräsident, München
  • Birce Akalay Schauspielerin, Istanbul
  • Nathalie Arnegger Intendantin, Biberach
  • Mehmet Binay Regisseur, Izmir
  • Dr. Josef Nagel Filmjournalist & Filmkritiker, Mainz

Bester Film:   
„The Ordinaries“        
Regie: Sophie Linnenbaum

Jury-Begründung:
Was für ein Vergnügen, was für ein verrückter Film über so ein ernstes Thema! Co-Autorin und Regisseurin Sophie Linnenbaum entwickelt ein hierarchisch strukturiertes SciFi-Universum, eine brutale Klassen-Gesellschaft auf der Basis einer FilmschauspielerInnen-„Welt". An der Spitze finden sich privilegierte „Hauptrollen”, die eine eigene „Geschichte“ erwerben können, eine Stufe niedriger erlebt man Nebenrollen im Aufstiegs- oder Abstiegskampf und am Abgrund stehen sogenannte „Outtakes“. Die Ideen überschlagen sich. Durch Musicaleinlagen, schrägste Montagesequenzen und immer wieder kleine Niederlagen arbeitet sich die Hauptfigur Paula (Fine Senden) in Begleitung einer äußerst vergnüglichen sehr haarigen Zofe (Henning Peker) durch die bizarren Schaukasten-Abteilungen und Hinterhöfe dieser bösen Dystopie - ihrem ersehnten Hauptdarsteller-Status entgegen. Und blättert dabei virtuos eine Interpretation der BRD-Wirklichkeit auf. Humor und Fantasie in allen Etagen der Filmherstellung, die Jury empfand den Film als bahnbrechend.
Bester Film ist „The Ordinaries“ von Sophie Linnenbaum 

Großer Preis der Jury:     
Film: Çilingir Sofrası (Am Rakı Meze Tisch)
Regisseur: Ali Kemal Güven 

Jurybegründung:
Wir haben einen Film gesehen, dessen mutige Haltung uns begeistert. Einen Film, der trotz der passiven Zensur staatlicher Institutionen auf den türkischen Film unabhängig bleibt und ohne jede Förderung verwirklicht wurde. Der Film befasst sich mit Rechten und Freiheiten in der Türkei durch eine Geschichte, die auf der Genderthematik basiert. Für die dramatische Entwicklung der Figuren im Drehbuch, die vertrauliche Regiesprache, die trotzdem ihre Distanz bewahrt, die starke schauspielerische Leistung und das Porträt des Landes, das sich aus einem Mikrokosmos entwickelt, verleihen wir den Großen Preis der Jury dem Erstlingsfilm »Am Rakı Meze Tisch«.
Die Entscheidung der Jury war einstimmig.

Beste Schauspielerin: Hanna van Vliet
Film: Der verlorene Zug

Jurybegründung:
Sie gibt der jungen, niederländischen Jüdin Simone ein ausdrucksstarkes, ein glaubwürdiges Gesicht - im Frühjahr 1945, nach einer Zugfahrt aus dem KZ Bergen-Belsen, nach dem Eintreffen der Roten Armee im nationalsozialistischen Niemandsland. Aus dem Hass, aus der Verachtung gegenüber einem politisch-naiven deutschen Mädchen und der Skepsis in Bezug auf eine russische Scharfschützin entwickelt sie neben der Sorge um ihren schwerkranken Ehemann im Laufe der Zeit eine neue Perspektive auf ihre Umgebung. Simone verändert ihre Perspektive auf das eigene Leben, gewinnt der sich entwickelnden Frauen-Freundschaft eine (mit-)menschliche Seite ab. Trotz schwierigster Umstände im Kampf um das Überleben ist sie fähig, sich und andere zur Überprüfung von Vorurteilen anzuregen. So wächst die Hoffnung auf eine andere, bessere Welt. Simone erkennt, dass der Glaube an Veränderung und das Leben immer auch ein Stück Wahrheit beinhaltet.

Der Preis für die beste Darstellerin geht an Hanna van Vliet in der niederländisch-deutsch-luxemburgischen Koproduktion "Der verlorene Zug".

Die Entscheidung der Jury war einstimmig.

Bester Schauspieler: Berkay Ateş
Film: Karanlık Gece (Dunkle Nacht)

Jurybegründung:
Die Dorfgemeinschaft in Karanlık Gece kann symbolisch für die heutige Gesellschaft der Türkei gesehen werden, in welcher die toxische Männlichkeit dominiert und die Gesetzmäßigkeiten diktiert. Wohingegen es der von uns ausgezeichneten Figur, die uneigennützig für das Gute kämpft und zum Außenseiter wird, um Gerechtigkeit geht.

Seine Physis ist männlich geprägt und vergleichbar mit einem Löwen, seine psychische Verletzbarkeit verkörpert die Humanität, die in jedem Mensch sein kann, wenn er sie vorzieht. 
Die körperlich herausfordernden Szenen innerhalb der Gegenwartsstruktur des Films wie auch die Flashbacks in die eigene und dörfliche Vergangenheit meistert der Preisträger mit Bravour.
Sein Gesicht spiegelt tiefverwurzelte Abgründe, Verschlossenheit, Zweifel, aber auch die Fähigkeit zu Verständnis, Liebe und Dankbarkeit, etwa, wenn es um seine im Sterben liegende Mutter geht. Diese unaufgesetzte Präsenz verrät eine ungeheuere Vielfalt seiner schauspielerischen Ausdruckskraft. 

Berkay Ateş macht mittels seines Spiels der Außenwelt auf subtile, aber empathische Weise verständlich, welcher Kampf für den sozialen Frieden zu kämpfen ist.

Die Entscheidung der Jury war einstimmig.

PUBLIKUMSPREIS:

Das Festivalpublikum hat als besten Film ausgewählt: 

Karanlık Gece  (Dunkle Nacht)      
Regie: Özcan Alper; 2022, TR

ÖNGÖREN PREIS:

Preis für Demokratie und Menschenrechte

Die Jurymitglieder

  • Michael Aue (Regisseur)
  • Selim Çelebi (Geschäftsführer)
  • Sinem Ilterli (InterForum Vorstand) 
  • Monika Ott (Sozialpädagogin)
  • Jochen Schmoldt (Journalist)
  • Dr. Matthias Strobel (Kulturdirektor, a.D.)
  • Ersin Uğurlu (InterForum, 2. Vorstandsvorsitzender)

Das Filmfestival Türkei Deutschland vergibt im Namen von Mahmut Tali Öngören den "Öngören Preis für Demokratie und Menschenrechte". Die Jury hat einstimmig beschlossen, diesem Film den diesjährigen Öngören-Preis zu verleihen:

„Der lange Weg von Sinti und Roma“    
Regie: Adrian Oeser

Jurybegründung:
Es gibt Filme, deren Thematik vorab vermuten lässt , einigermaßen Bescheid zu wissen. Ein Vor-Urteil, denn dieser Dokumentarfilm hat sämtliche –keineswegs ahnungslosen – Jurymitglieder verblüfft und nachhaltig irritiert. In ihm ist die Rede von wenig bekannten, absolut skandalösen Zuständen, die einen fassungslos machen. Wenn man etwa erfährt, dass Sinti und Roma bis in die frühen 80er Jahre des 20. Jahrhunderts in der BRD amtlich den diskri­mi­nie­renden Status von »Asozialen«, unterschwellig sogar »Kriminellen« besaßen, während doch Hunderttausende von ihnen in Konzentrationslagern umkamen. Ganz klar ein Genozid, der aber rechtlich geleugnet wurde, weshalb den Überlebenden der NS-Verfolgungen so gut wie keine Entschädigung zukam. Das alles und viel mehr zeigt dieser außerordentliche Film, der niemals in Anklägerpose agiert und auch deshalb Anteilnahme und Erkenntnis erzeugt. 

Die Entscheidung der Jury war einstimmig.

KURZFILMWETTBEWERB:

Die Jurymitglieder

  • Serhat Karaaslan Jurypräsident, Regisseur, Paris
  • Taies Farzan Schauspielerin, Berlin
  • Anke Petersen Produzentin, Hamburg

Alle Preise wurden von der Jury einstimmig vergeben:

Bester Kurzfilm:
Alles auf Germania (Herşey Germania’ya) 
Regie: Behray Raphael Ghobadloo, DE, 2022

Jurybegründung:
Vom Drehbuch, dem Schauspiel, der Kameraführung, der Lichtsetzung, dem Production Design, dem Rhythmus und dem Tempo ist alles perfekt an diesem Film. Der Zuschauende begibt sich mit unserem Protagonisten in diese ostdeutsche ausländerfeindliche Dorfatmosphäre, wird durch die unglaublich guten Dialoge und den kunstvollen Einsatz von Genre-elementen ständig hin und her geschleudert und hält die Empathie, selbst als unser Held längst zu einem Antihelden geworden ist. Wir erleben Rassismus und Vorurteile ohne Brutalität aus einer neuen Perspektive einzig durch die Kraft des Schauspiels und der Worte.

Zweitbester Kurzfilm:
Triumph des Schauspielers (Oyuncunun Zaferi)
Regie: Daniel Holzberg, DE, 2022

Jurybegründung:
Wir hatten das Vergnügen, einen Kurzfilm zu sehen, der einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen hat. 

Das Drehbuch ist unglaublich reich und verleiht den Figuren trotz der kurzen Länge des Films eine enorme Tiefe. Der Drehbuchautor, der auch der Hauptdarsteller Ercan Karaçaylı ist, hat es hervorragend verstanden, all die kleinen Details zu beschreiben, die bei Dreharbeiten zu beobachten sind, ohne jemals zu übertreiben. Diese Liebe zum Detail verleiht dem Film Authentizität und ermöglicht es, vollständig in die Geschichte einzutauchen.
Der Ton und der Humor des Films sind herausragend. Das Genre der Komödie ist bekanntermaßen schwierig umzusetzen, vor allem in Deutschland, aber dieser Film hat es geschafft, Stereotypen auf sehr geschickte Weise zu brechen. Der Humor ist nie erzwungen, sondern fließt ganz natürlich durch den Film und sorgte für herzhaftes Gelächter bei uns.
Es gelingt Daniel Holzberg mühelos den richtigen Rhythmus und Tempo für den Film zu finden. Die Dialoge und die Interpretationen der Charaktere sind ebenfalls hervorragend, was die Verbindung des Publikums mit den Figuren auf der Leinwand noch verstärkt.

Wir wollen mehr von Euch sehen!

Drittbester Kurzfilm:         
Killing Bagheera
Regie: Muschirf Shekh Zeyn, DE, 2022

Jurybegründung:
Obwohl wir schon so einige Filme über Flüchtende gesehen haben, die versuchen, die europäische Grenze zu überqueren, hat uns die Geschichte von Alan und Bekes besonders berührt. Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Loyalität sowie deren Wandel. Wir haben eine Inszenierung erlebt, die das Wesen der Charakterentwicklung wahrhaftig einfängt. Die Hauptfigur in dieser Erzählung wächst vor unseren Augen, während sie durch den Tunnel krabbelt.  Auch der kreative und experimentelle Einsatz der Dunkelheit hält die Spannung zu jeder Zeit aufrecht und trägt zu einem eindringlichen Gesamterlebnis bei.

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Veranstalter: InterForum e.V. in Kooperation mit dem
KunstKulturQuartier der Stadt Nürnberg (KuKuQ)
Förderer: Stadt Nürnberg, Bayerische Staatskanzlei (FFF Bayern), Beauftragte der Bunderegierung für Kultur & Media (BKM) und Freundeskreis Filmfesitval Türkei Deutschland
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